Sebastianskirche Kochendorf

1100 

Der Schutzpatron Sebastian war ein römischer Märtyrer -historische Nachrichten über ihn gibt es nicht. 

Ganz anders aber von der Kirche. Wir wissen nicht wie alt die Kirche ist, doch weisen die ältesten Bauelemente - Rundbogen und Würfelkapitelle - in die Zeit der romanischen Stilepoche. Man darf annehmen, dass das Gotteshaus vor 1100 entstanden ist. Die erste Nennung erfolgte im Jahr 1294. Damals verkauften die Herren von Kochendorf ihr Patronatsrecht an das Ritterstift St. Peter in Wimpfen. Das geht aus einer alten, in lateinischer Sprache abgefassten Urkunde hervor. 

Somit ist die Sebastianskirche das älteste Bauwerk in Kochendorf, das auf das Mittel­alter zurück geht. Als Wehrkirche erbaut, steht sie auf einem erhöhten Platz unterhalb des Greckenschlosses und war bis 1860 von einer starken ca. 3,50 m hohen Mauer umgeben. Sie bot der Bevölkerung Schutz und Zuflucht in Zeiten der Not sowie in Kriegszeiten. Ein gemauerter Wassergang versorgte die Schutzsuchenden mit Wasser. Das Eingangstor befand sich gegenüber dem ehemaligen Gasthaus zur Linde.

 

1600

Bis ins 16. Jahrhundert begrub man die Toten rund um die Kirche auf dem Kirchhof.

Die Bestattung in der Kirche blieb dem Adel und Klerus vorbehalten. Zahlreiche Grüfte befinden sich noch heute unter dem Kirchenboden.

Die Gräber waren mit Steinplatten bedeckt. Viele davon fertigte der bekannte Heilbronner Bildhauer Melchior Schmidt aus Schilfsandstein, aus dem Heilbronner Steinbruch am Jägerhaus an. Kunsthistorisch besonders wertvoll waren die Grabmale/Epitaphe von Wolf Greck und der Kunigunde von Liebenstein (im letzten Krieg zerstört). Sie zeigten Wolf auf dem Löwen stehend als Zeichen der Stärke. Kunigunde auf dem Hund stehend als Zeichen der Treue, mit einem Kind vermutlich. Wolf Konrad Greck I mit Sybilla von Gem­mingen und seiner zweiten Frau Amalie von Altdorf gen. Wollschlag. Das Grabmal fertigte Melchior Schmidt.

 

Die Kindergrabsteine an der Außenwand der Kirche stellen eine Besonderheit dar, denn sie sind eher selten anzutreffen. Die Inschrift auf einem Stein lautete: (Im Krieg leider zerstört)

 

  „Hier lieg ich in mein Ruhebettlein erwart der leiben Eltern mein bis

   Zeit und Stund auch kommt hierzu da sie werden gelegt in ir Ruh,

   das wir mit den Userwelten in die ewige Freid eintreten."

 

1549 

Wolf Conrad Greck I führt die Kirchen­reformation ein. Eine Beeinflussung durch seine Frau Sybilla von Gemmingen liegt nahe. Ihre Familie war schon 1525 der Lehre Luthers zugetan. Mit Einführung der Reformation wurde der Frühmessner über­flüssig und Wolf Conrad Greck I wandelte die Wohnung des Frühmessners 1550 zur Schule um und überließ die Einkünfte des Geistlichen dem Schullehrer (im Gasthaus Linde).

 

Von Wolf von Gemmingen, dem Vater der Sybilla, ist überliefert, dass er mit anderen Edelleuten vor Kaiser Karl V, der sich im Winter 1546/47 in Heilbronn aufhielt, als Vertreter der Kraichgauer Ritterschaft geladen und vom Kaiser mit ernsten Drohungen aufgefordert wurde, dem neuen Glauben zu entsagen. Der unerschrockene Ritter soll geantwortet haben:

 

    „Ob es ihm herzlich leid wäre, des Kaisers Majestät, als sein nächst

      Gott oberstes Haupt und Herrn zu betrüben oder etwas zuwider zu

      handeln, so wolle er doch solches eher tun, als Gott zu erzürnen,

      und seine reine Lehre abzuschaffen."

 

 

Im Chor sind Reste von gotischen Fresken vorhanden:

 

Hl. Georg der Drachentöter und andere Heilige.

 

Der Chor wurde während des Angriffs im 2.Weltkrieg nicht völlig zerstört (Sakraments­häuschen). In der Nordostecke der Kirche befindet sich ein Sakramentshäuschen mit gotischer Ornamentik und den Worten

 „ecce panis angelorum" „sehet ein Engelsbrot"

 

 

1655

wurde der Kirchturm durch Blitzschlag zerstört. Umfangreiche Akten in den Archiven belegen einen jahrelangen Streit zwischen der verwitweten Eva Elisabeth Greck und dem Ritterstift Wimpfen. Das Patronatsrecht war trotz Reformation bei dem katholischen Stift geblieben. 1661 endlich einigten sich die Parteien und ließen sowohl den Turm als auch das im 30-jährigen Krieg beschädigte Kirchenschiff instand setzen.

 

 

1802   

Im Zuge der Säkularisation durch Napoleon wurde Wimpfen hessische En­klave. Dadurch ging das Patronatsrecht über die Kochendorfer Kirche an den damaligen Landgrafen von Hessen-Darmstadt. Das freie Reichsdorf Kochendorf wurde württembergisch.

 

 

1. Weltkrieg 

Die Glocken werden für Kriegszwecke vom Turm geholt.

 

2. Weltkrieg 

Wieder werden Glocken vom Turm geholt, bis auf die kleinste Glocke. Von ihr fand man nach dem Brand nur noch Reste von geschmolzenem Metall.

 

 

24.12.1944  

Beim Bombenangriff auf Kochendorf wurde die Kirche beschädigt.

 

 

 9. und 10.4.1945 

Die Kirche wurde durch Artillerie in Brand geschossen. Sie brannte völlig aus und wertvolle Bilder und Denkmale wurden zerstört. Löschversuche durch Pfarrer Otto Popp waren vergeblich, er aber wurde schwer verletzt.

 

 

1948 

Der Wiederaufbau ging unter dem umsichtigen und mit organisatorischem Talent begabten Pfarrer Gerhard Hammer rasch von statten. Im Dezember 1948 konnte die wieder aufgebaute Kirche eingeweiht werden.

 

 

1952 

Die Sebastianskirche erhält ihre fünf Glocken. In der ansässigen Glockengießerei Bachert wurden sie gegossen.

 

 

Erni und Hans Riexinger